Gender Gap

Wir finden es auf jeden Fall wichtig, sich mit den Problemen und Herausforderungen von geschlechtlicher Repräsentation und Kategorisierungen normativer Zweigeschlechtlichkeit innerhalb der Sprache und in Texten auseinanderzusetzen (siehe den Artikel Einfach ist langweilig in KRASS#1). Diese Auseinandersetzungen spiegeln sich auch in der Frage der Schreibweise von Wortendungen, wie dem sogenannten Binnen-I oder dem Gender Gap, wieder. ‭ ‬So kann es sinnvoll sein mit einer Schreibweise wie „LeserIn“ hervorzuheben, dass Sprache nicht genderneutral ist und viele Wortendungen „das Männliche“ als „das Allgemeine“ produzieren. Der Leser als das Allgemeine, nämlich alle Leser und Leserinnen. Es geht also darum „erstmal“ überhaupt eine „weibliche“ Wortendung hinzuzufügen, also das „I“ als Wiedereinschreibung. Andererseits reproduziert die Herausstellung mit dem großen „I“ aber auch die rigide Zweigeschlechtlichkeit, die, je nach Kontext, eigentlich kritisiert werden soll.

Ein Gender Gap, also die Schreibweise „Leser_innen“, hat dagegen einen Unterstrich, der einerseits als eine Platzhalterin andere Vorstellungen jenseits der Zweigeschlechtlichkeit ermöglichen oder zumindest die binäre Struktur erst einmal aufbrechen bzw. unterbrechen kann. Andererseits hat es einen Effekt des Stolperns beim Lesen, was eine Aufmerksamkeit für die geschlechtlichen Normierungen in Texten herstellen kann. Die Idee des „Gap“ hat Steffen Kitty Herrmann in Performing the Gap – Queere Gestalten und geschlechtliche Aneignung¹ als einen Raum beschrieben, den unsere Sprache nicht zulässt, als eine Verräumlichung des Unsichtbaren zwischen den Grenzen der rigiden Zweigeschlechtlichkeit. In diesem „Raum“ können sich vielleicht alle verorten, die sich jenseits von hegemonialen weiblichen oder männlichen Identitäten definieren.

¹ http://www.gender-killer.de/wissen%20neu/texte%20queer%20kitty.htm

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